Waldorfschulen haben nach wie vor mit einem zweifelhaften Image zu kämpfen. Dies gründet sich im Wesentlichen auf die von Rudolf Steiner (das war der "Erfinder" der Waldorf-Pädagogik) verbreitete Menschenkunde, die sehr stark an nationalsozialistisches Gedankengut erinnert (Einteilung der Rassen in gut und böse, Charaktereigenschaften sind verantwortlich für Äußerlichkeiten wie z.B. Hautfarbe).
Die Waldorfpädagogik hat sich nie wirklich von diesen Ideen distanziert. Waldorfschulen werden immer wieder in die "Sektierer"-Ecke gedrängt.
Trotzdem geht unsere Tochter auf eine Waldorfschule, die wir uns natürlich vorher genau angesehen haben.
Von Sektierertum keine Spur, rechtsgerichtetes Gedankengut völlige Fehlanzeige. Dafür aber Lehrer, die sich Gedanken um das Wohl ihrer Schüler machen, eine Unterrichtsgestaltung, die alle Aspekte kindlichen Lernens berücksichtigt, eine stark musisch geprägte Ausrichtung und fröhliche Kinder.
Man erwartet üblicherweise an der Waldorfschule Eltern und Kinder, denen man es schon ansieht, dass sie hier ihre Heimat haben -die selbstgestrickter Pullover und Birkenstock-Fraktion-. Die gibt es auch, aber die meisten sind ganz normale Leute.
Man hört oft, dass Waldorfschüler weniger lernen, als andere. Auch das stimmt überhaupt nicht. Bei uns war es so, dass wir im Lesen und Schreiben etwas hinter der staatlichen Schule lagen, dafür waren die Kinder im Rechnen den "Regelschülern" voraus. Es gibt bei uns 2 Fremdsprachen ab der ersten Klasse, die Kinder sind in der Lage, sich künstlerisch auszudrücken und -ganz wesentlich- der soziale Zusammenhalt der Klasse steht in den unteren Klassenstufen absolut im Vordergrund.
Waldorfschüler stammen aus allen sozialen Schichten, eine Abweichung vom Klassendurchschnitt an anderen Schulen ist insoweit nicht feststellbar (weder tatsächlich noch statistisch). Allerdings stammen Waldorfschüler zum weitaus überwiegenden Teil aus den sogenannten "bildungsnahen" Familien. Hierin unterscheidet sich die Zusammensetzung der Schüler erheblich von der Regelschule.
Das breit angelegte Fächerangebot mit einem Schwerpunkt im Bereich der handwerklichen und künstlerischen Ausbildung führt dazu, dass die Schüler bis zur Erlangung der mittleren Reife etwa ein Jahr mehr investieren müssen. Die Schüler sind aber in der Lage, dieses Jahr bis zum Abitur wieder aufzuholen, was allerdings zu einer extrem hohen Belastung in Klasse 13 führt.
Waldorfschulen sind sicher nur für Eltern geeignet, die bereit sind, viel eigene Zeit in die Schulausbildung ihrer Kinder zu investieren. Elternarbeit wird in der Schule GROß geschrieben.